2008-08-22

Die Meinung der Russischen Maoistischen Partei über den bewaffneten Konflikt in Südossetien im August 2008

By | 2015-06-25

Es gibt verschiedene Versionen der Bevölkerung Südossetiens, aber alle laufen darauf hinaus, dass so wohle Osseten wie Georgier seit langem dort wohnen und als Urbevölkerung gelten können. Die Osseten machten traditionell ¾ der Bevölkerung aus, die Georgier ¼.

Der Zarismus stützte sich auf die georgischen Fürsten, die die Aufstände der unterdrückten ossetischen aber oft auch georgischen Armut brutal unterdrückten. Nach der Errichtung der sowjetischen Macht im Kaukasus gab es den Plan, die Osseten zu vereinen, aber er wurde so nicht verwirklicht. Südossetien war geographisch getrennt von Nordossetien (der sie vereinende ROK-Tunnel wurde erst 1985 eröffnet). Der dort lebende Zweig der Osseten (die Kudarer) hatte sich seit langem abgesondert. Unter dem Chruschtschow-Breschnewschen Revisionismus wurde dieses Gebiet depressiv, seine Bevölkerung hörte auf zu wachsen, die Jugend ging nach Russland und Georgien.

Ossetische und georgische Orte reihen sich an einander (Flurzersplitterung). Z.B. führt der Weg von Georgien zur georgischen Enklave im Flusstal der Großen Liachwa durch das ossetische Zchinwal und umgekehrt – der von Zchinwal zum Rok-Tunnel und nach Nord-Ossetien führt durch diese georgische Enklave. Unter den Bedingungen einer klein-kriminellen Geschäftemacherei in den 80er Jahren wurde diese Besonderheit der Region zu einem Konflikt-Faktor. die Situation verschärfte sich durch das chauvinistische Regime von Zviad Gamsachudrij mit seiner Losung: „Georgien – den Georgiern“ (analog Slobodan Milosevic in Jugoslawien). Das Regime verschwand bald, aber die nachfolgenden Regierungen Georgiens konnten oder wollten den Konflikt nicht friedlich regeln.

Südossetien hat keine wirtschaftliche Bedeutung, aber nimmt eine strategisch wichtige Lage, indem es Georgien fast zweiteilt und dicht heranreicht zu Georgiens wichtigsten Kommunikationswegen (Pipelines und Straßen). Der neue russische Imperialismus sieht in Südossetien die folgenden Ziele: Stärkung des militärisch-politischen Prestiges, die Kontrolle über konkurrierende Trassen für das Öl und Gas vom Kaspischen Meer, Druck auf Georgien, um sich eine günstige Lage für den Aufkauf seiner Wirtschaft zu sichern. diese Ziele rufen die Unzufriedenheit der EU und besonders der USA auf den Plan, die sich immer aktiver in den Konflikt an der Seite der georgischen Regierung einbrachten.

Nach dem zerfall der UdSSR gab Russland den Kudarzern in Massenumfang die russische Staatsbürgerschaft und formte hier die von Moskau finanzierte und bewaffnete (mit einer Armee von 3000 Soldaten bei einer Einwohnerschaft von 46 000 Kudarzen) Marionettenregierung des Ljudvig Chibirov, danach Eduard Kokoita. Diese Regierung erklärte ihre Absicht, sich Tiflis nicht unterzuordnen und sich Russland anzuschließen. 2006 hat der frühere Premierminister dieser Regierung Dmitrij Sanakojew eine Georgien loyale und auf Versöhnung bedachte Übergangsverwaltung angeführt, deren Macht sich im Wesentlichen über die georgischen Siedlungen erstreckte.

Die russischen Truppen waren als „Friedenskämpfer“ in der Region. doch unterstützten sie offen die prorussische Regierung kamen selbst in Konflikt nicht nur mit georgischen Friedensschaffern, sondern auch mit der georgischen Zivilbevölkerung. als Resultat heizte sich die Situation auf und es kam öfters zu Schießereien.

Schließlich provozierte Russland das Regime von Michail Sakaaschwili zum Kriegsabenteuer des 7. August. Um das Feuer seitens der russischen Positionen zu unterdrücken, überzogen sie Zchinwali mit massiertem Feuer. Später erklärte die russische Seite, dass dabei 1500 bis 2000 Mensche von der Zivilbevölkerung umkamen. Doch zweifeln unabhängige Menschenrechtler an diesen Daten und sagen, dass sie eher um das Zehnfache übertrieben sind. Trotzdem werden ihre Stimmen hier fast nicht gehört. In der presse wird eine massenhafte antigeorgische Hysterie entfacht, der sich nationalistische Organisationen nur zu gern anschließen. Fast alle Politiker (darunter auch einige linke, wie z. B. der in der Arbeiterbewegung bekannte frühere internationalistische Kommunist und deputierte Oleg Shejn) benennen Georgien nur als Waffe der USA und haben zum Ziel den Sieg in der zwischenimperialistischen Konkurrenz.

Die opportunistische KPRF G. Zjuganovs erklärte geradeheraus, „Wir mit dem Blut unserer russischen Soldaten … den Großmachtstatus Russlands wiederherstellen müssen“. Ähnlich im Geiste klingt die Erklärung der zentristischen RKAP-RPK, während deren Jugendorganisation, der RKSMB eine mehr internationalistische Erklärung verabschiedete. Internationalistische Positionen nehmen auch maoistische, hodschistische, posttrotzkistische und mit eineigen Schwankungen auch trotzkistische Gruppen ein.

Inzwischen hat Russland, einen Tag nach dem Beschuss Zchinwalis, die 58. Armee in die Konfliktzone eingeführt, hat schnell die wenig zahlreichen und desorganisierten georgischen Truppen zerschmettert und marschierte in das Gebiet des eigentlichen Georgien ein (die Heimat Stalins, Gori und andere Städte). Unter ihrem Schutz fand in der Region eine vollständige ethnische Säuberung statt. Eduard Kokoita erkläre, dass alle Georgier vertreiben wurden und niemand erlaubt ist, zurückzukehren. So wurde die ethnische Konfrontation in der Region beendet.

Wahrscheinlich wird sich die angespannte Situation auf dem Kaukasus noch verschärfen. zwischen dem russischen und georgischen Volk sind chauvinistische Gefühle gewachsen. die russische Regierung erreichte keine direkte Kontrolle über die georgischen Pipelines. Georgien bekam 20 000 Flüchtlinge (zusätzlich zu den 200 000, die in den 90er Jahren aus Abchasien geflohen sind und der georgischen Regierung als Stütze des Revanchismus dienen); ungelöst ist das Problem des Kontrabande-Transits durch Südossetien; die Wirtschaft Südossetiens ist nicht entwickelt, und wenn der Zustrom vom Ausland ausbleibt, wird es zum Kollaps führen; auf dem Gebiet des eigentliche Georgien verbleiben weitere, kleinere Gebiete mit ossetischer Bevölkerung, die, wenn sie von Zchinwali Unterstützung erhalten, zu neuen „heißen Punkten“ werden können; die USA beschleunigten den Prozess der Aufnahme Georgiens in die NATO. Alle diese Faktoren können bei einem ungünstigen verlauf der Umstände sogar zu einem neuen Weltkrieg führen. Damit stellt sich akut die Frage, in Russland und Georgien eine demokratische, kommunistische Antikriegsbewegung zu entwickeln.

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